Zwischen 2013 und 2021 wurden ca. 100.000 Abbrüche jährlich in Deutschland durchgeführt, davon ca. 96% nach Beratungsregelung:
- ca. 12% durch Ausschabung mit scharfer Kürette
- ca. 59% durch Vakuumaspiration
- ca. 24% medikamentös
Laut dem statistischen Bundesamt ist die Zahl der Praxen und Kliniken, die Abbrüche durchführen, zwischen 2003 und 2021 um ca. 50% zurückgegangen.
Schwangere Personen müssen oft mehr als zwei Stunden Autofahrt pro Strecke und im Schnitt 100-150km zurücklegen um eine Praxis oder ein Krankenhaus zu finden, wo ein Abbruch durchgeführt werden kann.
Schwangerschaftsabbrüche 2019 in Ambulanzen von Krankenhäusern nach Bundesland je 10.000 Frauen (sic!) im gebärfähigen Alter von 15 bis unter 50 Jahren (nach der Beratungsregelung, kaum belastbare Zahlen über die tatsächliche Versorgung von Schwangerschaftsabbrüchen außerhalb von Krankenhäusern)
Gemeinsame, vergleichende, Darstellung der Verteilung von Frauen (sic!) und der Anzahl von Kliniken, die Abtreibungen in einem Umkreis von einer Stunde durchführen
Mögliche Gründe…
… für die regionalen Unterschiede des Angebots:
- verschiedene gesetzliche Regelungen in der ehemaligen DDR und der BRD
- regional unterschiedliche religiöse Einflüsse und die unterschiedlichen Trägerschaften von Krankenhäusern
… für den Rückgang von Ärzt*innen die Abbrüche anbieten:
- generellen Personalmangel
- Unsicherheiten bezüglich der Rechtslage
- Angst vor Stigmatisierung (insbesondere direkte Bedrohung durch Abtreibungs-Gegner*innen, Gehsteigbelästigung vor der Einrichtung) und Kriminalisierung
- eigene Vorurteile
- eigene religiöse Einstellung
Generell lassen sich in aktueller Literatur nur wenige eindeutig belastbare Zahlen zur genauen Versorgungslage in Deutschland finden. Die hier zitierte Literatur verweist auch immer wieder auf diesen Umstand und auf die Notwendigkeit weiterer Forschung.
Aktuell arbeitet ein Projekt einer multizentrischen Arbeitsgruppe mit dem Fokus darauf, genau diese Wissenslücke zu schließen. Ein genauer Veröffentlichungzeitpunkt dazu ist noch nicht bekannt.
Weitere Informationsmöglichkeiten:
- https://elsa-studie.de/ (Abschlussbericht öffentlich zugänglich ab ca. 31.10.24)
- https://www.profamilia.de/service/publikationen-und-broschueren/schwangerschaftsabbruch
Quellen:
World Health Organization. (2022). Abortion care guideline. World Health Organization. https://iris.who.int/handle/10665/349316.
S2K-Leitlinie Schwangerschaftsabbruch im 1. Trimenon. DGGG e.V. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-094
Statistisches Bundesamt. Schwangerschaftsabbrüche: Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland nach rechtlicher Begründung. 2023. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Schwangerschaftsabbrueche/Tabellen/03-schwangerschaftsabbr-rechtliche-begruendung-schwangerschaftsdauer_zvab2012.html
Escamilla Loredo MI, Hollederer A. Regionale Versorgungsunterschiede bei der Durchführung ambulanter oder stationärer Schwangerschaftsabbrüche in Krankenhäusern in Deutschland. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 23/02. Berlin 2023. URL: https://doi.org/10.20364/VA-23.02
Erreichbarkeit sicherer Abtreibungsmöglichkeiten in Deutschland. Heidelberg Institute for Geoinformation technology. https://heigit.org/de/access-to-safe-abortion-in-germany-2/
Augustin J, David M. Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland – eine aktuelle Analyse der regionalen Versorgungssituation. Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83: 796-799. DOI: https://doi.org/10.1055/a-1977-1224
Baier A, Behnke A-L. Barriers to abortion provision: A qualitative study among medical students and gynecologists in Berlin, Germany. Contraception 2024; 130. DOI: https://doi.org/10.1016/j.contraception.2023.110325